Rückblick zum Expertenworkshop „Forest Data Space – Digitales Ökosystem für den Wald“

Was braucht es, um ein digitales Ökosystem für den Wald zu schaffen, in welchem auf Basis von Vertrauen Daten zwischen Forschenden, Waldbesitzern und Behörden ausgetauscht werden und für Innovationen genutzt werden können?

Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops zum Forest Data Space (FDS) am 9. Juli 2024. Der Workshop vermittelte das Datenraumkonzept, ging auf die verwendeten Technologien und Akteure ein und beschrieb das Potenzial, das sich ergibt, wenn sensible Daten zugänglich und nutzbar gemacht werden.

Thorsten Reitz, CEO der Firma wetransform GmbH, präsentierte die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Daten und beleuchtete aktuelle Datenlücken, insbesondere im Bereich der Wälder und der Forstwirtschaft. Standortkartierungen, Baumartenkarten sowie Boden- und Vitalitätsdaten sind oft nicht oder nur eingeschränkt zugänglich. Zur Schließung dieser Lücken und gleichzeitig zum Schutz sensibler Daten wurde das Konzept des Datenraums und dessen Chancen und Vorteile für den Nutzenden erläutert.

Vorteile für Nutzende

Kontrolle über Datennutzung für Waldbesitzende und -Praktiker (Datensubjekte) und Datenanbieter
Zugang zu wertvollen Daten zu transparenten Bedingungen
Schließen der Datenlücke durch „Community Sharing“
Enorm dynamische Entwicklung bei Technologie und im rechtlichen Rahmen

Chancen

Personenbezogene, proprietäre und sicherheitskritische Daten können unter kontrollierten Bedingungen genutzt werden
Pooling kleiner Datensätze führt zu besseren KI-Modellen
Standardisierte Anwendungen
Datenräume als perfektes Gegenmodell zu zentralisierenden, allmächtigen Plattformen
Souveränität auf Daten- und Verarbeitungsebene
Adaption allgemeiner, standardisierter Lösungen fördert Zugänglichkeit und reduziert Lock-In

Wer ist Teil des FDS?

Des Weiteren wurde beleuchtet, wer die Nutzergruppen des FDS und welche Vorteile dieser bietet:

NutzendeVorteile
Datenhaltende Stellen: Vermessungsverwaltungen, Forstverwaltungen, Forschungseinrichtungen, FernerkundungsunternehmenHarmonisierung, Zugriff auf Daten anderer datenhaltender Stellen, Erfüllung rechtlicher Vorgaben
Daten Nutzende: Private Waldbesitzende, Staatsforste, Körperschaften, Genossenschaften, ForstverwaltungenEinheitliche, vorbereitete Daten zur Entscheidungsunterstützung
Multiplikatoren: Forstliche Versuchsanstalten und Forschungs-einrichtungen, UmweltbehördenMaximieren der Nutzbarkeit und Wirksamkeit von Daten und Forschung, Nutzende aktivieren
Mehrwertdienste: Saatgutanbieter, Baumschulen, Inventur-Apps, UAV-Betreiber, MaschinenverleiherInnovationen können schneller umgesetzt werden, Kundengewinnung

Architektur des Forest Data Space

Thorsten Reitz erläuterte die technische Umsetzung, die Kontroll- und Datenebenen sowie deren Interaktion mittels Konnektoren und die Teilnahme an Datenräumen bspw. über Datentreuhänder. Gemäß seiner Ausführung ist für den Betrieb eines Datenraums die folgende Infrastruktur erforderlich:

  • Identity Provider: Authentifizierung
  • Vocabulary Provider: Semantik
  • Clearing House: Logging und Freigabe
  • Broker/Hub: Finden von Assets
  • App Store: Finden von Lösungen

Weitere Themen umfassten das Forst-Informationsmodell, Formate und abgeleitete Daten und Dienste im Forest Data Space, wie beispielsweise Zustandsdaten, Umbauszenarien, Klima- und Wetterdaten sowie Decision Support Systeme.

Diskussion mit regen Austausch der Teilnehmenden

Ein zentraler Teil der Diskussion betraf die Dateninteroperabilität und -standardisierung, beispielsweise durch das Forst-Informationsmodell, das zurzeit vom FutureForest-Konsortium entwickelt wird. Thorsten Reitz beschrieb kurz, wie ein standardisiertes Datenmodell effektiv umgesetzt werden kann, obwohl Forsteinrichtungs- und Inventurdaten zwischen den Staatsforsten und anderen Akteuren sehr heterogen ausgeprägt sind. Eine weitere Frage war, wer für die Umsetzung solcher Standards verantwortlich wäre. Die Antwort: Im FDS übernimmt der Treuhänder einen Großteil der Harmonisierung, aber gewisse Zuarbeiten sind von Datenhaltern und Datennutzern notwendig. 

Auch mögliche Anreiz-Modelle wurden angesprochen, bei denen Datenanbieter mit ihren Daten „bezahlen“, um Zugang zu bestimmten Ressourcen wie Datenpools und Leistungen zu erhalten. Darüber hinaus wurden Geschäftsmodelle zur Finanzierung von Daten-Treuhändern und Anbietern von Datenraum-Infrastruktur erörtert.

Auch die Verfügbarkeit von Anonymisierungs- und Pseudonymisierungsdiensten und ob diese bereits als Dienstleistungen bzw. über geprüfte Konnektoren angeboten werden, war ein spannendes Thema. Schließlich wurde die Effizienz und das Kosten-Nutzen-Verhältnis von generierten Datenprodukten auf der Basis mehrerer Rohdaten diskutiert. 

Ein weiterer Aspekt war die Integration öffentlicher Daten in den forstlichen Datenraum, und ob dieser Prozess automatisiert werden kann oder ob spezifische Prozesse zur Integration der Daten notwendig sind. Dies ist insbesondere für Institutionen relevant, die ihre Daten bereits auf verschiedenen Plattformen zur Verfügung stellen.